Laudatio zur Verleihung der Auszeichnung zum 
„Berggeist des Jahres“ an Barbara Hirschbichler 
Weyarn, 14. Juli 2023 
von Dr. Stefan Köhler, AKB Berggeist 

Berggeist des Jahres 2022 – oder Berggeisterin, muss ich jetzt gendern? – ist Barbara Hirschbichler. Barbara, ich kenne Sie als Bärbel und werde jetzt auch nur noch Bärbel sagen, ist am 25. Juni 1959 im Berchtesgadener Land geboren und, so sagt uns Wikipedia, sie ist eine deutsche Alpinistin und Gründerin der Himalaya-Karakorum-Hilfe e.V. 
Als ich Bärbel für unsere Auszeichnung vorschlug, kannten sie viele unserer AKB´ler – trotz oder vielleicht auch wegen Wikipedia, was ja für uns Freigeister nun nicht unbedingt der Maßstab einer Literaturrecherche ist – nicht. Selbst der Micki (Pause), der ja nun fast jeden und Gott und die Welt kennt, tat sich zunächst etwas schwer mit dem Namen und einer genaueren Zuordnung meines Vorschlags. 
Ja, Bärbel Hirschbichler ist nicht so sehr bekannt, prangert auf keinen Buchcovers oder Zeitschriften. Deswegen vorweg auch folgendes erstes Fazit: Für mich gibt es im deutschsprachigen Raum keine Bergsteigerpersönlichkeit, bei der ein großartiges Tourenbuch auf der einen Seite und ein eher geringer Bekanntheitsgrad auf der anderen Seite sich so exponiert, ja diametral gegenüberstehen und damit so weit auseinanderklaffen, wie das bei Bärbel Hirschbichler der Fall ist. Warum ist das so? 
Aus unseren Telefonaten und Mails, die wir in den letzten Wochen geführt hatten, wurde mir deutlich, dass Bärbel ein enormes Maß an Bescheidenheit auszeichnet. Sie hält sich zurück – und da komme ich noch drauf – und hat doch was zu sagen und vorzuweisen. Bärbel sagte mir gegenüber und das stellte sie auch gleich voran, dass Sie ein großes Stück weit eine Einzelgängerin ist und sie ihren Sport, neben Bergsteigen in allen Facetten aber auch z.B. Radfahren, für sich und nicht für andere macht, und ja nicht auch mit anderen verglichen werden möchte. Das erklärt ein großes Stück weit, ihren vergleichsweise geringen Bekanntheitsgrad. Und warum sie so bescheiden, zurückhaltend ist, hat sich mir schnell erschlossen. Im O-Ton schrieb Bärbel mir, dass Sie „das 
Erlangen von Bekanntheit als Verlust von Freiheit versteht“ und weiter führte sie aus, dass sie „Größenwahn, Überheblichkeit, penetrante Selbstdarstellung und die Tendenz, sich selbst wichtig zu nehmen, ablehnt“. Zitat Ende. 
Wenn ich, liebe Bärbel, nun doch einen Vergleich bemühe, verzeihe es mir, dann bist Du das personifizierte und extrem wohltuende Gegenbeispiel von vielen Social-Media-Möchtegern-Bergsteigern/innen, so wie z.B. aktuell Kristin Harila, aber auch vielen anderen, die selbstverliebt und egozentrisch in den Bergen der Welt umherirren. 
Bärbel ist sicherlich geprägt durch ihre Eltern, die gute Bergsteiger waren und die die Berge liebten. Ihr Vater war der nicht unbekannte Alpinist Albert Hirschbichler, dem 1953 die zwölfte Begehung der Eiger N-Wand gelang. Aber Bärbel ist auch durch schwerste Schicksale geprägt, und hier an erster Stelle auch bei ihrem Vater. Ihr Vater ist in den Tagen, in denen Bärbel das Licht der Welt erblickte, auf einer Expedition am Batura I (7880m) im Karakorum tödlich verunglückt. Und leider war das nicht der einzige Schicksalsschlag. Ihr Lebenspartner, Martin Leinauer, mit dem Sie über 10 Jahre zusammen war und mit dem Bärbel unzählige Touren unternommen hatte, stürzte auf einer eher moderaten Tour, der winterlichen Überschreitung des Watzmanns im Alleingang im März 1993 tödlich ab. Und – eben nicht aller Dinge, die drei sind, sind gut – kam als weiterer Schicksalsschlag für Bärbel hinzu, dass ihr Bruder Albert Hirschbichler im Jahr 1997 auf Grund unglücklicher Umstände beim Klettern 28m ungebremst abstürzte. Er überlebte, ist aber seitdem querschnittsgelähmt. Ihr Bruder war ebenfalls ein hervorragender Alpinist. Einer seiner Erstbegehungen, den direkten Kleinen Trichter am Göll durfte ich zu Beginn der 80er Jahre durchsteigen. 
Bei Bärbel haben diese Schicksalsschläge sicher zu unheimlichen intensiven internen Auseinandersetzungen und Sinnfragen geführt, auch was ihr eigenes Tun als Alpinistin angeht. Ich kann das nur so vermuten und nur sie ist es, die das darlegen kann. 
Bärbel ist jedenfalls weiter klettern gegangen, hat weiter Skitouren unternommen, ist weiter alpinistisch unterwegs gewesen und dann hat es sie auch in die hohen Gebirge der Welt gezogen. Ihr Tourenbuch zeigt ihre Vielseitigkeit auf, und das in allen Spielarten des Bergsteigens auf allerhöchstem Niveau! 
Ich bringe einen kleinen Auszug: 
Im Alter von 20 Jahren waren die Touren noch „moderat“, Haute Route und viele klassische 4000er in den Westalpen. Es folgten ab 1981 in den 10 Jahren mit Martin Leinauer freie Begehungen der seinerzeit schwersten Kletterrouten wie Pumprisse am Fleischbankpfeiler, Locker vom Hocker an der Schüsselkar oder der Blauen Lagune an den Wendenstöcken. Und schwere kombinierte Touren in den Westalpen. Bärbel wurde so gut im Klettern, dass sie als erste deutsche Frau die Grade IX+ (1989), X- (1993) und X (1994) kletterte. 
In einer Hinsicht verwende ich den Begriff verirren: Bärbel verirrte sich 1990 in eine Teilnahme an der Sportkletter-Weltmeisterschaft in Frankfurt und sie wurde 10. im Klassement der besten Wettkampfkletterinnen an Kunstwänden. Und Bärbel war zugleich die beste deutsche Teilnehmerin. In den Folgejahren setzte sie – weggehend von den Wettkämpfen - das Klettern in den Sportklettergebieten weiter fort und kletterte als 5. Frau weltweit eine 8b. Da draußen, da war und ist sie daheim, das Scheinwerferlicht bei Sportkletterwettkämpfen passte gar nicht zu ihr. 
Bärbel begann dann mit dem Expeditionsbergsteigen und bestieg im Jahr 1998 auf Anhieb, u.a. zusammen mit Alexander Huber, den Cho Oyu. Selbstredend im einzig wahren Stil: Ab Basecamp alles selbsttragend, ohne Sauerstoff und ohne Fixseile. Es erfolgte im Jahr 2000 eine Besteigung des Gasherbrum II und ein wegen Schlechtwetter gescheiterter Versuch der Besteigung des Mont Everest von Norden. Ebenfalls bei Fair Means. 
Bärbel zeichnet sich nicht nur durch Zurückhaltung, sondern auch durch Ehrlichkeit aus. 2001 bestieg sie wieder by Fair Means den Dhaulagiri bei Nebel. Vermutlich war sie nicht am allerhöchsten Punkt, sie geht davon aus, eine Erhebung in dem breiten Gipfelgrat fälschlicherweise für den Gipfel gehalten zu haben. Genauso stellt sie klar, dass sie 2003 „nur“ am ca. 8010m hohen Vorgipfel des Broad Peak gewesen zu sein. 
Der Karakorum wurde zu einem ihrer Lieblingsgebiete. Warum das so ist, dazu komme ich später. Hier sei aber gesagt, dass Bärbel in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten dort unzählige 5000er und 6000er bestieg, viele dieser einsamen Berge als erster Mensch. 
Ich habe Bärbel Anfang der 80er Jahre in München kennengelernt. Nicht bei unserem Studium der Geographie, denn sie studierte an der LMU und ich Geographie an der TU. Nein, ich habe sie dadurch kennengelernt, dass ihr Partner Martin der Bruder meiner seinerzeitigen Partnerin Ulrike war. Mit 
Martin hatte ich einige Touren gemacht, zu viert waren wir allerdings nie unterwegs. Mitte der 80er Jahre haben wir uns allesamt aus den Augen verloren. Bärbel, es sind nun fast 40 Jahre, dass wir uns heute hier wiedersehen. Für mich ein sehr bewegender Moment! 
Warum habe ich Bärbel für die Würdigung „Berggeist des Jahres“ vorgeschlagen? Und warum hat sich die Jury für Bärbel als verdiente Preisträgerin entschieden? Ich kann nur ersteres beantworten. 
Ich habe Bärbel nicht nur vorgeschlagen, weil sie eine so besonders vielseitige Bergbegeisterte ist. Ich habe Bärbel vor allem deshalb vorgeschlagen, weil sie auch etwas von dem, was ihr die Berge gegeben haben, in anderer Form an Andere zurückgibt. Und zwar zurückgibt an Menschen. An Menschen, die in den Bergen leben und arbeiten. Und an Menschen, die dort auch nicht nur ansatzweise in einem Wohlstand leben, so wie wir ihn kennen und wie wir ihn für uns als „normal“ ansehen. 
Und damit komme ich zum Schlussakkord. Im Dezember 2000 hat Bärbel mit Unterstützung vieler Gleichgesinnter den Verein Himalaya-Karakorum-Hilfe e.V. gegründet. So wie auf ihren ersten Bergtouren hat sie sich auf einen steinigen und beschwerlichen Weg begeben: Gleichgesinnte finden, eine Satzung erarbeiten, als e.V. vom Finanzamt anerkannt werden und dann auch Spender zu finden und zu überzeugen. Erfolgreich und zum Wohle vieler im Karakorum und Himalaya lebender Menschen, der Baltis, der Hunza, der Tibeter und Sherpas beispielsweise. 
Heute liegt der Schwerpunkt der Vereinsarbeit in Baltistan. Nicht nur, aber auch aus dem Grund, dass Bärbel hier Rasool, ihre Liebe und ihren heutigen Mann kennengelernt und geheiratet hat. Mit ihm zusammen und mit der Unterstützung von vielen Förderern und Gönnern haben beide, Bärbel und Rasool, Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur, wie z.B. den Bau von Wasserleitungen und den Bau von Schulen, insbesondere für Mädchen und junge Frauen, unermüdlich vorangetrieben. Das verdient Respekt! Bärbel und Rasool arbeiten an einer besseren Welt, sie arbeiten ehrenamtlich für eine bessere Welt. Und Bärbel macht das, so wie beim Bergsteigen auch hier: In aller Bescheidenheit und selbstlos. 
Das allesamt verdient die Auszeichnung als Berggeist des Jahres. Ich, wir alle gratulieren Dir, liebe Bärbel, dazu ganz, ganz herzlich!