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Den Bergen verfallen – in Wort und Tat

Christine Kopp hatte als Kind keine Chance den Bergen zu entkommen: Ihre Eltern waren begeisterte Bergsteiger, und mit ihren beiden Brüdern musste sie als Mädchen einfach mithalten.
Schon als Kind begeisterte sie sich – neben den Bergen – für Sprachen. Als sie 12 Jahre alt war, prophezeite eine mit ihrer Mutter befreundete englische Schriftstellerin, sie würde früher oder später schreiben. In der Tat: Ihr Beruf ergab sich aus der Verbindung ihrer Talente und Leidenschaften – Schreiben, Sprachen und Bergen. Seit dem Abschluss der Übersetzerausbildung 1991 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin, Autorin und Redakteurin mit dem Spezialgebiet Alpinismus. Während dieser Zeit war sie viele Jahre auch für die Alpinismus-Seite der Neuen Zürcher Zeitung zuständig.
Seit über 20 Jahren verfasst Christine Kopp Artikel und erstellt Übersetzungen mit touristischem oder alpinistischem Hintergrund – eine breite Palette von Bergsteigerportraits, Reiseberichten, Texten zu Bergthemen, Übersetzungen aus dem Bereich Alpinismus sowie PR-Texte und Fachlektorate für die Outdoorbranche.
Als Autorin ist sie mittlerweile für einen ordentlichen Bücherstapel verantwortlich: An erster Stelle stehen dabei Kurzgeschichten-Bände, mit amüsanten, oft ironischen, manchmal kritischen und melancholischen Betrachtungen rund um die Bergsteigerei. Dann stand sie bei zwei Büchern dem Fotografen und Abenteurer Thomas Ulrich als Ghostwriterin zur Seite. Und schließlich übersetzte sie zwölf Bergbücher aus dem Französischen sowie Italienischen und arbeitete weiteren Berg- und Tourismusbüchern mit. Zu den Büchern, die sie übersetzte, gehören die Biographien von Erhard Loretan, Riccardo Cassin und Walter Bonatti, zu denen allen sie eine freundschaftliche Beziehung entwickelte. Wenn sie als Autorin Bergsteigerportraits verfasste, dann interessierte sie sich immer ganz besonders für die Menschen hinter den extremen Leistungen, ihre Ängste und ihre Freuden – und so sieht sie sich selbst beim Schreiben „oft als Übersetzerin des Extremen“.
Als Bergsteigerin hat sie sowohl sämtliche alpinen Spielarten als auch mehr oder weniger alle besonders attraktiven Gebirgsgruppen der Welt kennengelernt. In Alaska ist ihr mit Ruedi Homberger einfach so auch einmal eine Erstbegehung gelungen.
Seit einigen Jahren lebt sie etwas versteckt in einem kleinen Dorf „hinter“ dem Grigna-Massiv über dem Comer See.
Ihre bergsteigerische „Leistungsbilanz“ formuliert sie auf ihrer Homepage folgendermaßen: 1981, mit 14 Jahren, der erste größere Gipfel: die Ebnefluh (Berner Alpen) mit Ski. 1982 ging es dann wirklich los: Ihr Tourenbuch vermerkt unter anderem «Bergseeschijen-Südgrat – erste richtige Klettertour» mit den beiden Brüdern. Und daneben: «für mich schwierig, aber schön» … Seither sind 30 Jahre vergangen, und die Leidenschaft für die Berge ist geblieben. Geblieben ist auch, dass sie häufig im Nachstieg geht. Das hindert sie nicht daran, mit Genuss fast ein Drittel des Jahres beim Klettern in Fels und Eis und auf Ski- und Hochtouren zu verbringen.
Ein paar ganz besondere Erinnerungen: 1992 Gipfel des Mount McKinley, 1995 Mount Blackburn by night (Auf- und Abstieg in eineinhalb Tagen vom Nabesna-Gletscher), 1996 Mount Logan bis knapp unter den Gipfel, 2000 Innominata-Grat am Montblanc als journalistische Begleiterin des Schweizer Bergführerkurses, 2001 Trekking als dritte ausländische Gruppe durch das Limi-Tal in Westnepal, die Badile-NE-Wand vor über 20 Jahren, aber auch unzählige Skitouren und ästhetische Eisfälle wie «Il Sogno del Gran Scozzese». Oder: «Resista» – eine lange umworbene Seillänge auf einer griechischen Insel, die ihr im Frühling 2012 endlich gelang – fünf Minuten Klettern im unvergesslichen Flow! Bergträume? „Aus dem Alter bin ich heraus“, meint sie, und fügt dann doch hinzu, „vielleicht ein einziger, in Erinnerung an Walter Bonatti: die «Bonatti» in der Ostwand des Grand Capucin.“