Julius Kerscher – ein Kletterkünstler
Der Münchner Julius Kerscher (*1982) wurde am vergangenen Samstag in Grünwald als „Berggeist des Jahres 2016“ ausgezeichnet. Der studierte Mathematiker verbindet in seinem Leben Wissenschaft, Kunst, Sport und Klettern in beeindruckender Weise. Nach einer Zeit in einem „bürgerlichen“ Beruf als Unternehmensberater widmet er sich inzwischen mit beträchtlichem Erfolg seinem künstlerischen Talent als Maler und wandelt seine Eindrücke von alpinen Touren als „Routenschrauber“ in Münchner Kletterhallen in begeisternde Linien um. Im Zentrum seiner klettersportlichen Aktivitäten stehen allerdings die intensiven Erlebnisse in den Bergen. Erst im vergangenen Sommer durchstieg er in „freier Kletterei“ in den Dolomiten die Marmolada-Südwand und die Nordwand der Großen Zinne (Hasse-Brandler, Cassin-Ratti).
„Für mich sind die Touren nicht nur Sport, sondern eine Projektionsfläche für Fantasien“, meint Kerscher. Das Faszinierende an der Kletterei ist für ihn „das Spiel mit dem Gleichgewicht und die Koordination zwischen verschiedenen Körperpartien und Sinnesorganen. Das führt zu einer Erfahrung – die wir heute im Alltag oft vermissen –, wo wir uns wirklich vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen erfahren, und ich glaube, dieses umfassende Erlebnis rührt ziemlich tief – und außerdem gibt´s halt auch verdammt geile moves!“
Laudator bei der Preisverleihung war der Münchner Alpinjournalist Michael Düchs, der Julius Kerscher für die Bergsteigersendung Bergauf-Bergab (BR Fernsehen) porträtiert hatte. Die mit dem Preis verbundene Summe von 500 € lässt Julius Kerscher dem „Refugium Oberreintal“ im Wettersteingebirge zukommen, einer geradezu heiligen Stätte des Kletterns – nicht nur für die Münchner „community“, sondern für die Kletterei an sich.
Der Münchner Alpenklub Berggeist (AKB), einer der kleinsten Alpenklubs Europas – und eine DAV-Sektion ohne alle Dienstleistungsambitionen –, möchte mit dem 2004 erstmals vergebenen Preis auf Personen aufmerksam machen, die sich im Sinne der Vereinssatzung besonders um den „idealen Wert des Bergsteigens“ verdient gemacht haben.
Den mit 500 Euro dotierten Preis erhielten bisher Hermann Magerer, Hermann Huber, Bernd Kullmann, Silvia Huber, Kurt Albert, Dr. Karl Gabl, Gerlinde Kaltenbrunner, Ralf Dujmovits, Achim Pasold, Hans Engl, Christine Kopp, Gabi und Sigi Hupfauer sowie im Vorjahr Alix von Melle und Luis Stitzinger.
Michael Pause
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